HAZ vom 31.08.2022: "Schulstart an der KGS Sehnde"

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HAZ vom 31.08.2022

Unterrichtsversorgung von 100 Prozent noch in weiter Ferne

Lehrermangel entspannt sich: Sieben Stellen besetzt / Direktorin: Situation noch nicht optimal / Immer noch Ausfälle wegen Krankheit und Elternzeit

Von Andreas Schinkel

 

Lehrermangel vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern, geringe Unterrichtsversorgung – noch im vergangenen Jahr hatte die Kooperative Gesamtschule Sehnde (KGS) unter zahlreichen Problemen zu leiden. Doch jetzt entspannt sich die Lage an einer der mit rund 1800 Schülern größten weiterführenden Schulen des Landes. „Wir haben sieben Lehrerstellen ausgeschrieben und können alle besetzen“, sagt Direktorin Sandra Heidrich erfreut. Dennoch sei die Situation an der Schule aber „noch nicht optimal“.

Brandbrief an Kultusminister

Im vergangenen Jahr hatten sich Elternvertreter der KGS an einem Brandbrief mehrerer Schulen an Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) beteiligt. Die KGS-Elternvertreter beklagten damals, dass die Unterrichtsversorgung weniger als 90 Prozent betrage. Besonders groß sei der Mangel in den Naturwissenschaften, zudem könne an der KGS absehbar kein Chemieunterricht mehr angeboten werden. Damals musste die Gesamtschule fünf Lehrer aus anderen Schulen holen, um die Löcher in der Unterrichtsversorgung zu stopfen.

Jetzt sei die Lage deutlich entspannter, sagt Schulleiterin Heidrich. „Wir brauchen in diesem Jahr keine Abordnung von anderen Schulen“, sagt sie. Allerdings müsse man Ausfälle hinnehmen, weil Kollegen erkrankten oder in Elternzeit gingen. „Von einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent sind wir noch entfernt“, unterstreicht die Direktorin. Deshalb suche man immer wieder Vertretungslehrer.

Besonders gefragt sind derzeit Lehrkräfte in naturwissenschaftlichen, musischen und technischen Fächern – nicht nur an der KGS, auch an anderen Schulen in der Region Hannover suchen diese dringend. „Wir schreiben eine Informatikstelle regelmäßig aus, können sie aber nicht besetzen“, sagt KGS-Leiterin Heidrich bedauernd.

Gegen den landesweiten Lehrermangel will Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) jetzt mit einem Maßnahmenpaket ankämpfen. Unter anderem sollen Referendare im Haupt- und Realschullehramt Boni bekommen. Zudem sollen Lehrerinnen und Lehrer Prämien von bis zu 400 Euro monatlich erhalten, wenn sie sich für schwer zu besetzende Posten in ländlichen Gebieten entscheiden. Auch will das Land den Zugang zum Lehramt für Quereinsteiger und ausländische Lehrkräfte erleichtern.

Kampf gegen den Mangel

In Sehnde kämpft die KGS bereits seit Längerem gegen den Mangel. Vor drei Jahren war die Personaldecke derart knapp, dass 19 Arbeitsgemeinschaften an der Schule eingestellt werden sollten. Bis auf wenige Ausnahmen konnte das Streichkonzert im letzten Moment nach massiven Protesten von Schülerschaft und Elternvertretern jedoch noch abgeblasen werden. Erschwerend kam hinzu, dass KGS-Lehrer abgeordnet worden waren und etliche Stunden an Grundschulen unterrichten mussten, um dort Lücken in der Versorgung zu schließen.