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Der 15-jährige Till Makrutzki (links) und sein gleichaltriger Mitschüler Ben Bielert haben für das Projekt mit Mitschülern die Firma „Happy Tomatoes“ gegründet und ihre Produkte in der Lehrter Fußgängerzone verkauft.
Der 15-jährige Till Makrutzki (links) und sein gleichaltriger Mitschüler Ben Bielert haben für das Projekt mit Mitschülern die Firma „Happy Tomatoes“ gegründet und ihre Produkte in der Lehrter Fußgängerzone verkauft. Quelle: Oliver Kühn
 

Wie fühlt man sich als Unternehmer, was gilt es zu beachten bei Produkten, Marketing und Werbung? Das haben Till Makrutzki, Ben Bielert und ihre Mitschüler aus der Klasse 9Gc der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Sehnde ausprobieren dürfen. „Campusunternehmer“ heißt das neue Projekt im Bereich der Berufsorientierung, das von dem gemeinnützigen Verein Futurepreneurship aus Hamburg begleitet wurde.

Schüler probieren sich als Firmengründer

Doch bevor Ben und Till sowie ihre Mitschülern Lia und Philip die Firma „Happy Tomatoes“ gründeten und Biotomatenpflanzen und Kresse in Blumentöpfen in der Lehrter Fußgängerzone feilboten, musste erstmal eine Geschäftsidee her. Chancen, Herausforderungen, aus der Situation das Beste machen: Das muss jeder Unternehmer im Blick haben. „Am ersten Tag haben wir deshalb Brainstorming gemacht“, sagt der 15-jährige Ben.

Die Vorgaben waren: Nichts mit Lebensmitteln, weil dafür ein Gesundheitszeugnis notwendig ist. Kein Glückspiel, nichts Illegales, sondern etwas Kreatives. Notwendige Gegenstände mussten die Gruppen selbst besorgen und bezahlen. Schachspiele wurden ebenso verworfen wie Dosenwerfen per Feuerwehrschlauch. „Dazu hätten wir einen Hydranten benötigt“, sagte Till. Dann kam die zündende Idee: „Meine Oma zieht Tomatenpflanzen selber und war bereit, uns welche zu schenken.“ „Happy Tomatoes“ war geboren.

Unternehmer geben Tipps

„Wir konnten uns mit zwei Selbstständigen unterhalten und ihnen unsere Fragen stellen, das war sehr interessant“, sagte Ben. Einer der beiden war Christian Schmidt, der Bio-Müsli vertreibt, das von Menschen handgeröstet wird, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Die andere ist Kathrin Potyka, die Taschen und Rucksäcke fertigt. „Wir haben erfahren, dass man ruhig auf seine Ideen vertrauen soll, auch wenn andere sie kritisch sehen“, zeigte sich Till beeindruckt. Eigene Ideen entwickeln und umsetzen, bei eigener Zeiteinteilung und eventuell von zu Hause aus: Berufliche Selbstständigkeit finden beide durchaus eine Überlegung wert.

Zusätzlich zu den 13 Tomatenpflanzen, die sie aus dem Gewächshaus in Blumentöpfe umsetzten, säten die Jugendlichen noch Kresse auf Watte aus. Zwecks Werbung malten sie ein Plakat, verzierten die Töpfe, erstellten Pflege- und Gießanleitungen und ein Rezept für Tomatensuppe, das die Käufer kostenlos dazu erhielten. „In Sehnde ist relativ wenig los“, begründet Ben, warum die Jugendlichen ihren Verkaufsstand nach Lehrte ins Einkaufszentrum verlagerten. „Wir standen von 9 bis etwa 13 Uhr da und haben alles verkauft“, sagt Till stolz. Das sei vor allem der Verdienst von Lia gewesen: „Die hat sich getraut und ganz viele Leute angesprochen.“

Nicht jede Geschäftsidee zündet

Andere Mitschüler stellten Badekugeln, Karten und Windlichter her, eine Gruppe wollte sogar Porträtzeichnungen auf der Straße anfertigen. „Doch leider hat das nicht geklappt, sie Leute hatten keine Zeit oder wollten kein Bild von sich haben“, sagt Ben. Auch mit Kritik wussten die Jugendlichen positiv umzugehen. „Ein Mann stand bestimmt zehn Minuten da und sagte zu den anderen Passanten ,die Tomaten knicken doch eh um’“, erinnert sich der 15-Jährige. „Da haben wir noch Holzstäbchen besorgt und die als Wuchshilfe in die Töpfe gesteckt.“ Nicht nur ältere, auch junge Leute hätten gekauft. „Darüber habe ich mich schon gewundert“, zeigt sich Till beeindruckt. „Ich kenne keine Jüngeren, die ihre Tomaten selber ziehen.“

Praxis stärkt Schüler für Zukunft

„Um eine eigene Geschäftsidee umsetzen zu können, mussten die Jugendlichen mutig, kreativ, eigeninitiativ, zielorientiert, flexibel, lernwillig, ausdauernd, entscheidungswillig und voller Energie sein“, erklärt Vereinsgründerin Kerstin Heuer. „Das macht sie stärker für die Zukunft.“ Den Erlös durften sich die „Happy Tomatoes“-Macher teilen. Ehrensache für sie: „Von einem Teil des Geldes kaufen wir Pralinen für meine Oma, schließlich waren es ja auch ihre Biotomaten“, sagt Till.