• Drucken

Rosa (14, vorn) und Laura (15) sprühen Planeten auf die Graffitiwände.
Rosa (14, vorn) und Laura (15) sprühen Planeten auf die Graffitiwände. Quelle: Katja Eggers
 
Auf der Drösewiese darf jetzt legal gesprüht werden. Stadt, Ortsrat und Kooperative Gesamtschule Sehnde (KGS) haben dort am Donnerstagnachmittag Eröffnung gefeiert und drei große Graffitiwände in Betrieb genommen. Die Wände sind das erste Projekt, mit dem die städtische Fläche an der Bundesstraße 65 nach Jahren wieder zum Areal für Jugendliche umgestaltet wird. Neuntklässler der KGS hatten diesen Wunsch geäußert und im Politikunterricht erarbeitet, wie die Wiese künftig genutzt werden könnte und wie sie sich dabei auch selber einbringen können.

Negative Erfahrungen mit Unterstand

Auf der Drösewiese gibt es jetzt Graffitiwände und große Steine zum Sitzen
Auf der Drösewiese gibt es jetzt Graffitiwände und große Steine zum Sitzen. Quelle: Katja Eggers

 

Ihre Wünsche hatten die Schüler Ende vergangenen Jahres im Ortsrat präsentiert. Bei einem Ortstermin wurde zusammen mit dem städtischen Fachdienst geschaut, was sich realisieren lässt. Graffitiwände hatten seinerzeit noch gar nicht auf der Wunschliste gestanden. Den Hauptwunsch der Schüler – eine Hütte als Treffpunkt – hat die Verwaltung nun jedoch erst einmal zurückgestellt. „Die Idee ist nicht völlig vom Tisch, liegt aber erst einmal auf Eis“, erklärte Sehndes Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke bei der Eröffnungsfeier.

Mit einer Hütte hatte die Verwaltung in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht. Ein Unterstand musste auf der Drösewiese wegen Vandalismusschäden vor Jahren wieder abgebaut werden. Die Graffitiwände habe man laut Lehrke aber sowohl zeitnah und unkompliziert errichten können.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Die KGS-Schüler haben die Wände im Rahmen ihrer Projektwoche aufgestellt. Mitarbeiter des städtischen Bauhofs hatten zuvor ein Fundament gegossen und die Wände im Boden verankert. Vor den Wänden wurden mit großen Steinen im Halbrund zudem Sitzmöglichkeiten geschaffen.Die Materialkosten schlagen laut Lehrke mit etwa 1600 Euro zu Buche. 1000 Euro hat der Ortsrat beigesteuert.

Lehrke lobte bei der Eröffnung vor allem die Jugendlichen. „Es ist toll, dass sie sich Gedanken gemacht haben, wie die Drösewiese künftig von der Gesellschaft und vor allem von ihnen selbst genutzt werden kann“, erklärte er. KGS-Leiterin Sandra Heidrich freute sich, dass die Schüler am Beispiel Drösewiese konkret miterleben, wie sie sich mit eigenen Ideen in die Gesellschaft einbringen, an wen sie sich mit ihren Anliegen wenden, und wie und ob sich ihre Ideen später auch in die Realität umsetzen lassen können.

Zeichen setzen für den Umweltschutz

Nicole (15) wirbt mit ihrem Bienen-Graffiti für den Insektenschutz
Nicole (15) wirbt mit ihrem Bienen-Graffiti für den Insektenschutz. Quelle: Katja Eggers

 

Heidrichs Lob ging zudem an die Lehrer, die das Projekt mitunter in ihrer Freizeit betreut hatten. Lobende Worte gab es auch für die Stadt und den Ortsrat. „Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen“, erklärte Heidrich.

Wie es auf der Wiese weitergeht, steht noch nicht fest. Die Schüler hatten sich unter anderem eine Tischtennisplatte und Basketballständer gewünscht. Die KGS will sich auf der Drösewiese auch langfristig einbringen. Das Projekt soll an die künftigen neunten Klassen weitergegeben werden. Der sechste Jahrgang soll sich auf der Fläche mit seinem Schulgartenprojekt einbringen.

Den derzeitigen Neuntklässlern gefällt die bisherige Gestaltung der Wiese. Natürlich sei es schade, dass auf der Fläche bisher noch keine Hütte aufgestellt wurde. „Aber die Graffitiwände sind auch cool – unsere Bilder kann jetzt jeder angucken“, sagte die 14-jährige Rosa. Sie sprühte mit ihrer Freundin Laura große Planeten auf eine der Wände. „Das soll zeigen, wie schön die Erde ist und dass man sie nicht zerstören darf“, sagte Rosa. Nicole (15) setzte mit ihrem Motiv ebenfalls ein Zeichen. Sie sprühte zwei große Bienen auf und warb damit für den Insektenschutz.

Einzige legale Flächen in der Stadt

Die Graffitiwände auf der Drösewiese haben ein Alleinstellungsmerkmal: Sie sind die einzigen legalen Wände zum Sprühen im gesamten Sehnder Stadtgebiet, bestätigt Sabine Kramann vom Fachdienst Kindertagesstätten und Jugend. Graffiti-Aktionen bietet die Stadt zwar bereits seit zehn Jahren an, doch dies waren allesamt einzelne Projekte im Rahmen von Ferienpassaktionen. So wurde etwa zweimal das frühere Freizeitheim bemalt, ebenso das Vereinsheim des SuS Sehnde, eine Garage des Tennisvereins sowie mehrere Baucontainer, die eine Firma kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.

Im vergangenen Jahr war die Stadt neue Wege gegangen und hatte ebenfalls bei der Ferienpassaktion „Grau wird bunt“ den vormals trostlosen Bahnhofstunnel in der Chausseestraße von Jugendlichen kreativ gestalten lassen – und damit das erste Mal mit breiter Öffentlichkeitswirkung. Für andere Sprayer sind sie aber nicht freigegeben. Der zweite Teil der Aktion wird in der nächsten Woche von Schülern der Kooperativen Gesamtschule fortgesetzt.