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Von Lehrern betreute Arbeitsgemeinschaften – von Musik über Sprachzertifikate bis zum Roboterbau – wird es im nächsten Schuljahr an der KGS nicht mehr geben.Quelle: Oliver Kühn (Archiv)
 
Die Sommerferien stehen vor der Tür – doch die Vorfreude auf die schönste Zeit des Jahres ist bei Schülern und Lehrern der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Sehnde dahin. Weil die Niedersächsische Landesschulbehörde noch mehr Lehrer an andere Schulen abgeordnet hat, fehlen der KGS im nächsten Schuljahr 106 Lehrerstunden. Die Folge: Weil der Pflichtunterricht nicht gekürzt werden darf, können alle von Lehrkräften bislang betreuten Arbeitsgemeinschaften nach den Sommerferien nicht mehr stattfinden. Das hat Schulleiterin Sandra Heidrich am Montag mitgeteilt. Die Behörde selbst konnte auf Anfrage noch keine Stellungnahme abgeben.

Eltern organisieren stadtweiten Protest

In sozialen Netzwerken und Gruppen kursiert bereits ein Schreiben des Schulelternrats. Darin kritisiert das Gremium, dass die Unterrichtsversorgung bei der KGS „schon wieder schlechter wird“ und die Entscheidung der Landesschulbehörde „sehr kurzfristig“ komme. Bereits im noch laufenden Halbjahr seien 56 Lehrerstunden an Grundschulen abgeordnet worden. Die Schule könne die gekürzten Stunden in dieser Größenordnung nun aber nicht mehr etwa durch Mehrarbeit der Lehrkräfte auffangen. Der AG-Bereich sei für den internen Zusammenhalt sehr wichtig, der Einschnitt entsprechend groß, bestätigt Heidrich: „Das ist deshalb keine leichte Entscheidung gewesen.“

 

Auch die Chor-AG, hier bei einem Weihnachtskonzert, gibt es im nächsten Schuljahr nicht mehr
Auch die Chor-AG, hier bei einem Weihnachtskonzert, gibt es im nächsten Schuljahr nicht mehr. Quelle: Privat

 

Die einzige Möglichkeit sei das ersatzlose Streichen von weiterführenden Angeboten, die über den Regelunterricht hinausgingen. Das betreffe außer den AGs aber etwa auch den pädagogischen Trainingsraum, kritisiert der Elternrat. Dieser ist seit Jahren für Schüler gedacht, die mit Lernschwierigkeiten kämpfen, eine Beratung oder wegen Störung des Unterrichts eine kontrollierte Auszeit brauchen. „Die schulische Erziehung findet eben nicht nur im Regelunterricht statt“, heißt es in dem an alle Eltern gerichteten Schreiben.

Stadtweit werden Schüler und Eltern bereits in sozialen Netzwerken und Gruppen aufgefordert, sich zu wehren und sich bei der Landesschulbehörde per mit veröffentlichter E-Mail-Adresse und Telefonnummer zu beschweren, um den Wegfall von rund 15 Arbeitsgemeinschaften vielleicht doch noch aufhalten zu können. „Danke Landesschulbehörde! Alle AGs futsch!“, ist der Aufruf betitelt. Auch die Schülervertretung unterstützt die Aktion, um sich der „katastrophalen Entwicklung entgegenzustellen“.

Keine Musik, keine Roboter, kein Rollenspiel

Die Liste der gestrichenen AGs ist lang: Rollenspiele seien gestorben, heißt es dort, Rennwagen mit Solarantrieb stünden im Schatten, der Zirkus sei weggezaubert, die Schülerband habe ausgespielt, die Roboter seien auseinandergefallen, Sprachzertifikate haben sich versprochen und das Studio mit Licht und Ton bleibe dunkel. Nur die von externen Betreuern angebotenen Arbeitsgemeinschaften wie etwa die Mode-AG – vier von insgesamt 19 – blieben bestehen, so Heidrich. Gleiches gelte für das Angebot des FSJler.

Für Schüler und Lehrer falle damit ein attraktiver Teil des Schulalltags weg, und für die Eltern ein Teil der Betreuungszeiten am Nachmittag, führt der Schulelternrat weiter auf. Zudem führe das zum Wegfall von Zertifikaten für Projekte, bei denen – wie etwa für die „Umweltschule in Europa“ – Projektarbeit verlangt wird. Das Zertifikat wird ausgerechnet von der Landesschulbehörde verliehen. „Wir sagen: es reicht“, lautet der Appell auf einem Flyer, der derzeit in Sehnde verteilt wird. „Die Kürzungen zerstören die Schulkultur und sind ein Schlag ins Gesicht der Schüler, Eltern und Lehrer.“

Aktionstag als Trostpflaster

Es soll so etwas wie ein Trostpflaster für Schüler und auch Lehrer sein: Für Montag, 26. August, plant die Kooperative Gesamtschule (KGS) Sehnde einen Aktionstag unter dem Motto „Schule als Lebensraum“. „Dieser Tag soll das Engagement von Lehrern und Schülern hervorheben“, sagt Schulleiterin Sandra Heidrich. Der Aktionstag, zu dem auch interessierte Bürger herzlich eingeladen seien, solle die große Bedeutung der eingestellten Arbeitsgemeinschaften sowohl für das Schulleben als auch für die Entwicklung der Jugendlichen aus pädagogischer Sicht würdigen. Das genaue Programm steht aber noch nicht fest.