Wie können Schüler und Unternehmen in Sehnde in Corona-Zeiten zueinanderfinden? Beim ersten digitalen Ausbilderstammtisch haben Sehnder Betriebe und die Kooperative Gesamtschule (KGS) Sehnde gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Von Katja Eggers
Beim digitalen Ausbilderstammtisch haben sich die Teilnehmer zur Videokonferenz getroffen. Quelle: privat
Wie können Betriebe und angehende Auszubildende in Corona-Zeiten zueinanderfinden, wenn Ausbildungsmessen und Praktika gar nicht stattfinden dürfen? Darüber haben sich Vertreter von zehn Sehnder Betrieben und der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Sehnde beim ersten digitalen Ausbilderstammtisch ausgetauscht. Die Veranstaltung ersetzte das vor der Pandemie stets gut besuchte Ausbilderfrühstück.
Statt live und bei Kaffee und Brötchen trafen sich die Teilnehmer auf Einladung der Stadt, des Vereins Ausbildung im Verbund pro regio und der KGS diesmal am Computerbildschirm. Mit dabei waren sowohl große Sehnder Unternehmen wie K+S, das Klinikum Wahrendorff und V-Line sowie Betriebe aus den Bereichen Einzelhandel, Hotel, Steuerberatung und Finanzwesen.
Die Probleme in der Corona-Zeit waren bei den Ausbildungsbetrieben ähnlich. „Die größte Herausforderung ist für uns derzeit, überhaupt in Kontakt mit potenziellen Azubis zu kommen“, sagte Frauke Windhausen, Ausbildungsleiterin bei der Firma V-Line. Das Unternehmen bildet Fachinformatiker für Systemintegration und Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement aus.
V-Line wollte sich eigentlich im März bei der Ausbildungsmesse in der KGS präsentieren, wegen Corona fiel die Veranstaltung jedoch aus. Bewerbungsgespräche fanden nur online statt. „Wenn es passte, haben wir später zum Präsenztermin eingeladen“, berichtete Windhausen. Nun sucht V-Line bereits Bewerber für die Ausbildung ab August 2021. Wegen Corona sind reale Kontakte jedoch weiterhin schwierig zu realisieren.
40 Praktika wurden abgesagt
Genau das macht auch der KGS zu schaffen. „Uns fehlen die Realbegegnungen“, sagte Helmut Glameyer, Fachbereichsleiter Arbeit, Wirtschaft und Technik. Im neunten Jahrgang seien noch 90 Schüler im Betriebspraktikum im November untergekommen, die restlichen 40 hätten coronabedingt Absagen erhalten.
Bei seinen Schülern stellt er eine zunehmende Unsicherheit und Sorge um die berufliche Zukunft fest. „Die Schüler suchen händeringend Praktikumsplätze und Kontakte zu Firmen und sind aufgeschlossen für jede Möglichkeit, die sich ihnen bietet“, betonte der KGS-Lehrer.
Beim digitalen Stammtisch suchten die Teilnehmer gemeinsam nach Lösungen, um Schüler und Firmen trotz Corona zueinanderzubringen. „Es war schnell klar, dass wir da auf die Digitalisierung setzen müssen“, betonte Sehndes Stadtsprecherin Ines Raulf.
Kreative Ideen gab es viele, unter anderem auch für den interaktiven Austausch.
Livestream mit Ausbildern?
Chemielehrer Glameyer könnte sich zum Beispiel vorstellen, Videoformate zu etablieren und K+S per Beamer als Livestream in den Chemieunterricht zu holen. Auch bei V-Line wurden solche Vorschläge ausdrücklich begrüßt. „Statt Betriebsbesichtigungen könnten Onlinegespräche stattfinden, bei denen unsere Ausbilder und gern auch unsere Azubis Fragen der Schüler beantworten“, erklärte Windhausen. Auch ein digitales Planspiel sei mit den Schülern denkbar.
Nächstes Treffen im Frühjahr
Der digitale Stammtisch kam bei allen Beteiligten sehr gut an. „Das war eine schöne Möglichkeit, sich zu vernetzen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen“, sagte Windhausen. Stadt und pro regio wollen die Vorschläge, Wünsche und Ideen von Betrieben und Schule jetzt bündeln. Schon Anfang des Jahres könnten erste Formate umgesetzt werden. Im Frühjahr soll es ein weiteres Ausbilderfrühstück geben – je nach aktueller Corona-Situation könnte es aber auch wieder digital über die Bühne gehen.