HAZ vom 29.06.2022
Teures Mittagessen in der KGS-Mensa in Sehnde: Eltern kritisieren Kantinenpreis von fast 6 Euro
Eltern kritisieren Preissteigerung von knapp 50 Prozent / Sorge: Kinder essen an Dönerbude / Politik hat noch Beratungsbedarf
Von Nina Hoffmann
Teure Kantine: Wegen eines Wechsels des Caterers an der KGS sollen Eltern ab nächstem Jahr voraussichtlich
knapp 6 Euro für das Mittagessen ihrer Kinder zahlen. © Quelle: Kai Knoche (Archiv)
Wohin soll das Geld an Sehndes Schulen fließen? Diese Frage hat sich der Fachausschuss Schule, Sport, Kultur und Soziales während seiner jüngsten Sitzung gestellt. Einig waren sich Politik und Elternvertreter während der Sitzung vor allem in einem Punkt: Die hohen Essenspreise besonders an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) wollen sie nicht hinnehmen.
Dorffküche verabschiedet sich
Denn ab 1. Januar nächsten Jahres sollen Eltern 5,98 Euro für das Mittagessen ihrer Kinder an der KGS zahlen. Im Vergleich zu den bisherigen Kosten wäre das eine Preissteigerung um fast die Hälfte – das ist für viele Politikerinnen und Politiker offenbar diskussionswürdig. Deshalb haben sie das Thema vorerst zurück in ihre Fraktionen gezogen, um intern noch einmal weiter zu beraten. Grund für die starke Anhebung des Preises ist ein Wechsel des Kantinenbetreibers. Bislang serviert die Dorffküche des Klinikums Wahrendorff den KGS-Schülerinnen und -schülern ihr Essen. Doch nach der Kündigung des Caterers soll das bald vorbei sein. Die Stadt hatte den Dienst neu ausgeschrieben – und der geforderte Preis des neuen Betreibers sei noch das wirtschaftlichste Angebot gewesen, verdeutlicht der städtische Fachdienstleiter Wolfgang Bruns. „Das ist schon echt happig“, findet auch Bruns. „Es ist gerade auch nicht die beste Zeit für so eine Ausschreibung.“ Um Eltern zu entlasten, schlägt die Verwaltung ab dem neuen Jahr eine Bezuschussung von 80 Cent je Essen beziehungsweise je 1,10 Euro für Geschwisterkinder vor.
Besonders die Elternvertreter üben Kritik an dem potenziellen Anstieg der Preise. Die Unterstützung der Stadt sei dahingehend eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Viele können sich das dann gar nicht mehr leisten“, sagt Elternvertreter Christoph Stahl. „Ich denke da nur an Alleinerziehende mit zwei Kindern.“ Stahl sieht bei einem derartigen Preisanstieg auch eine sinkende Nachfrage der Kinder am Schulessen voraus. Sie würden sich dann wieder ihrem Plan B widmen: einer Dönerbude in Schulnähe.
Besonders schade findet Stahl, dass die Schülerinnen und Schüler gerade erst so richtig zufrieden mit dem Essensangebot der Dorffküche waren. Das hätte man auch an dem starken Anstieg der ausgegebenen Essen gesehen. Nun solle das Unternehmen Sodexo die Dorffküche ablösen. Die Firma sei schon früher für das Catering an der Schule verantwortlich gewesen – jedoch nur mit mäßigem Erfolg. „Die Kinder waren da nicht so zufrieden“, sagt Stahl. „Wir können also davon ausgehen, dass die Qualität den Preis nicht rechtfertigt.“ Er bedauere, dass die Schülerinnen und Schüler an der Auswahl des Caterers nicht beteiligt würden – etwa durch eine Essensverkostung.
„Letztlich trifft die Erhöhung diejenigen, die sowieso schon kein Geld haben“, sagt auch Elternvertreter Andreas Schriegel. „Ich habe da große Sorgen.“ Die beiden Elternvertreter geben auch zu bedenken, dass sich auch geflüchtete Kinder an der Schule sicherlich nicht das Essen leisten könnten.
Sozialarbeiter sollen bleiben
Zufriedener zeigten sich die Väter über die Entscheidung der Politik, die Sozialarbeit auch in Zukunft an den Schulen fördern zu wollen. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sollen die Schülerinnen und Schüler auf jeden Fall weiterhin begleiten. In gleicher Weise entschied sich der Ausschuss im Falle des Berufseinsteigerprogramms „You got 2 move“. Auch dabei fordert die Politik eine Fortsetzung der städtischen Förderung.