Torkeln und Lallen
All das ist zum Glück jedoch nur gespielt. Stefan und Steffi werden von den Jungschauspielern Janning Sobotta und Sonja Elisabeth Martens verkörpert. Die Tourneetheatergruppe Weimarer Kultur-Express ist jetzt in der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Sehnde mit dem Zwei-Personen-Stück „Alkohol“ zu Gast gewesen. Das Ensemble spielte schulformübergreifend vor 230 Siebtklässlern. Der Besuch des Stücks ist Teil des Präventionskonzeptes, das Schulsozialarbeiter erarbeitet haben. Ziel ist es, den Schülern die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums aufzuzeigen.
„Wir wehren sozusagen den Anfängen“, erklärte Lehrerin Marei Kretschmer. In ihrer eigenen Klasse seien ihr zwar keine Alkoholprobleme bekannt, aber dies solle auch so bleiben. Aufklärung sei daher wichtig. Die Folgen des Trinkens wurden den KGS-Schülern auf der Bühne des Forums denn auch eindrucksvoll vor Augen geführt. Erst wurde noch gekichert, später gekotzt. Stefan torkelte, Steffi lallte – und brach am Ende mit viel Promille im Blut zusammen.
Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger
Aber auch die möglichen Gründe, warum Jugendliche zur Flasche greifen, wurden beleuchtet. Stefan verschaffte sich als Vieltrinker Respekt bei seinen Mitschülern und wurde endlich auch in die Clique aufgenommen. „Mich nennt jetzt keiner mehr Opfer“, sagte Stefan. Und natürlich hatte er Spaß am Feiern. „Mit zwei, drei Bier im Bauch ist es echt lustig“, erklärte er. Steffi flüchtete sich mitunter vor der Einsamkeit in den Rausch. Ihre Mutter kümmerte sich nur wenig um sie, Steffi musste schon früh alles allein entscheiden.
Sobotta und Martens zeigten all das ohne erhobenen Zeigefinger. Sie spielten schwungvoll und jugendnah und schafften es, dass in dem Stück trotz der brisanten Aktualität immer auch ein Stück Humor mitschwingt. So kann Aufklärung gelingen – auch wenn Jugendliche laut einer neuen Studie seltener zur Flasche greifen.