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„Schule ohne Gesicht“: Der stille Protest am Eingang der KGS sagt alles über die Wut und Enttäuschung der Schülerschaft aus.
„Schule ohne Gesicht“: Der stille Protest am Eingang der KGS sagt alles über die Wut und Enttäuschung der Schülerschaft aus. Quelle: Oliver Kühn

 

„Schule ohne Gesicht“ und „Alle AGs abgeschafft“: Diese beiden Schilder über dem Eingang der Kooperativen Gesamtschule (KGS) sagen in wenigen Worten aus, in welcher Gemütslage die Schüler und vermutlich auch Lehrer nach dem Wegfall der 17 von 19 Arbeitsgemeinschaften (AG) in die Sommerferien gegangen sind.

Hintergrund sind Abordnungen von Lehrkräften zur Unterrichtsversorgung an Verlässliche und Ganztagsgrundschulen. Der Elternrat der KGS hat bereits angekündigt, den Protest weiter zu forcieren. Er überlegt, das Gespräch mit dem Kultusministerium zu suchen. Auch die örtliche SPD-Landtagsabgeordnete Silke Lesemann hat sich inzwischen eingeschaltet und eine Anfrage an das Kultusministerium gestellt – die das Ministerium jetzt unerwartet schnell beantwortet hat.

Elternvertreter: Das ist eine harte Nummer

Andreas Schriegel vom Elternrat der KGS und zudem Vorsitzender des Sehnder Stadtelternrats, hat solch einen Einschnitt nach eigener Aussage noch nicht erlebt: „Das ist schon eine harte Nummer.“ Die Aussage der Landesschulbehörde, dass die KGS besser versorgt sei als andere weiterführende Schulen, will er nicht glauben. Zudem gebe es keine offiziellen Zahlen – damit man die Situation nicht vergleichen könne. „Dann soll die uns mal Schulen nennen“, fordert Schriegel. Nach seinen Worten gibt es keine 100-prozentige Unterrichtsversorgung an der KGS, denn Krankheiten oder Fortbildungen etwa seien gar nicht eingerechnet.

Sein Vorstandskollege Christoph Stahl spricht von einer Unterrichtsversorgung von rund 97 Prozent. Durch die Abordnungen seien der KGS mehr als vier Lehrerstellen abhanden gekommen: „Die Versorgung ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden, aber so schlecht war sie noch nie.“ Auch der Fachbereichsleiter Ganztag in der KGS, Rüdiger Streilein, hatte kritisiert, dass zwar „ein Loch gestopft, dafür an anderer Stelle eines gerissen“ werde.

Sehndes Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke hat die Entwicklung „mit großem Bedauern“ zur Kenntnis genommen: „Das ist ein Schlag ins Kontor für das Nachmittagsangebot.“ Nachmittags nur drei Stunden auf dem Pausenhof zu spielen reiche nicht aus. Nur mit Ehrenamtlichen oder Honorarkräften sei das Problem ebenfalls nicht zu bewältigen. Die Stadt könne aber nicht helfen, das sei eine Aufgabe der Schule und des Landes.

Ministerium: Versorgung beträgt 101 Prozent

Hinter den Kulissen herrscht bei Eltern und Schülern der KGS trotz der Sommerferien noch immer Wut und Enttäuschung
Hinter den Kulissen herrscht bei Eltern und Schülern der KGS trotz der Sommerferien noch immer Wut und Enttäuschung. Quelle: Oliver Kühn

 

Das Kultusministerium spricht in seiner Antwort an die SPD-Landtagsabgeordnete Lesemann dagegen von einer „Versor­gungs­situation von rund 101 Prozent“ an der KGS. Zum 1. Februar habe die Abordnung von Lehrern 50 Stunden für voraussichtlich eineinhalb Jahre umfasst. Zielschulen sind etwa auch die beiden Grundschulen in Rethmar (18 Stunden) und Breite Straße in Sehnde (26 Stunden). „Zum 1. August wird ein zusätzliches Abordnungs-Volumen von rund 60 Stunden für die Dauer von einem Jahr hinzukommen“, heißt es dort – dann insgesamt 110 Stunden.

Dafür habe die KGS aber eine neue Lehrkraft mit dem Lehramt für Sonderpädagogik einstellen können. Weitere Abordnungen zum Stichtag 1. Februar 2020 seien „derzeit nicht vorgesehen“. Dem schenkt Elternvertreter Stahl wenig Vertrauen: „Das hat man im vergangenen Jahr auch schon gesagt, doch dann ist es doch dazu gekommen.“

Auch Lesemanns Einwand, dass die Abordnungen sehr kurzfristig gekommen seien, weist das Ministerium zurück. Diese seien am 14. Juni angekündigt worden, da seien die Stundenplanungen an den Schulen in der Regel auch noch nicht fertig. Das Ministerium räumt jedoch ein, dass es „grundsätzlich auch in Niedersachsen noch nicht in zufriedenstellendem Maße gelungen sei, den strukturellen bundesdeutschen Lehrkräftemangel zu bekämpfen“.

Auch die Befürchtung Lesemanns, dass durch den Wegfall der Arbeitsgemeinschaften Zertifikate wie etwa „Umweltschule in Europa“ und „Schule mit Courage“ zurückgenommen werden könnten, die Projektarbeit voraussetzten, verneinte das Ministerium.

Elternrat hofft auf politische Unterstützung

Der KGS-Elternrat will nun versuchen, mithilfe der Politik die eine oder andere AG doch noch zu retten. „Wir wünschen uns ein Gespräch mit dem Kultusministerium“, sagt KGS-Elternrat Stahl. Denn es müsse eine grundsätzliche Lösung her. Sonst seien die AGs womöglich auf Jahre hinaus weg. Einen Chorleiter ohne Chor etwa könne man nicht halten. Das dürfte eine schwierige Aufgabe werden. Denn das Kultusministerium hat in seiner Antwort die Entscheidung der Schule, alle Lehrer-AGs zu streichen, als „nicht zwingend notwendig“ bezeichnet. Immerhin hat es angeboten, das die Landesschulbehörde die KGS dabei beraten und unterstützen könne.

 


 

 




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